Als die digitalen Point-and-Shoot-Kameras auf den Markt kamen, produzierten Touristen weltweit Trilliarden von Fotos, alle mehr oder weniger Schnappschüssen von ihrem Urlaub. Das wurde nur von den Handys abgelöst, die auch noch das Selfiephänomen auslösten. Der Trend geht jetzt aber auch bei Hobbyfotografen zum komponierten und ästhetischen Bild. Hilfreich dabei dürfte zunächst gewesen sein, dass man begonnen hat, sein Essen zu fotografieren. Das sich dieses Objekt nicht bewegt, begannen auch Amateure, andere Blickwinkel auszuprobieren und das Essen auf dem Foto so gut wie möglich aussehen zu lassen. Nicht umsonst war der Blur- oder Weichzeichner-Effekt so beliebt, der Teile des Bildes unscharf macht.
Jetzt sind auch Amateur-Fotografen auf den Geschmack gekommen. Immer mehr Touristen nehmen eine Spiegelreflex oder spiegellose Kamera mit in den Urlaub, sogar mit mehreren Objektiven. Da es einfacher geworden ist dank der Automatisierung und der Filter auch als Anfänger durchaus gute Bilder mit diesen Kameras zu machen, sind auch die Ansprüche gestiegen. Man will beim Sonnenuntergang nicht nur einen weißen hellen Fleck auf dem Bild haben, sondern einen roten Ball und einen dunkelorangen Himmel. Der Trend geht eindeutig weg vom Schnappschuss hin zu Bildern, bei deren Erstellung man sich mehr Mühe gibt.
Das Selfie ist kein Portrait
Besonders deutlich wird das bei Porträtaufnahmen, Selfie oder nicht. Selbst bei einem Urlaubsbild vor einer Sehenswürdigkeit ist es normal, dass verschiedene Posen ausprobiert und aufgenommen werden sowie verschiedene Bildschnitte. Beim Selfie ist das noch ausgeprägter : Hier kann es Aufnahmen im zweistelligen Bereich geben, und bisweilen werden auch für die verschiedenen Kanäle der sozialen Medien unterschiedliche Motive gewählt.
Aber auch Klassiker der Fotografie erleben eine Wiedergeburt, am deutlichsten ist das beim Bokeh-Effekt zu sehen. Dabei werden elektronisch oder mittels Blendenwahl bestimmte Bereich des Bildes – in der Regel der Hintergrund – unscharf gemacht. Das soll dem eigentlichen Objekt mehr Aufmerksamkeit geben, aber auch den Hintergrund künstlerischer Aussehen lassen.
Immer besser werden auch die verschiedenen Filter, die von Kamerahersteller als Software eingebaut werden. Kameras wie die Lumix GX8 haben einen Schwarz-Weiß-Modus, der sehr stark an die alten Filmkameras erinnert. Ohnehin scheint die Schwarzweiß-Fotografie eine Renaissance zu erleben. Gerade weil auch die Streetfotografie populärer geworden ist, werden Momentaufnahmen in Schwarz-Weiß als noch authentischer gesehen. Wahre Puristen benutzen dann auch noch ein Objektiv mit fester Brennweite, um das Foto so real wie möglich werden zu lassen.