Fotos schießen, die man lesen müsse wie einen Roman – das war das Credo des US-amerikanischen Fotografen und Fotojournalisten David Douglas Duncan. Duncan zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er vor allem für seine ungeschönten und eindrucksvollen Soldatenporträts als Kriegsfotograf an der Seite der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg, Vietnam- und Koreakrieg. Er arbeitete für das amerikanische Life-Magazin und gab im Laufe seines Lebens mehr als 25 Fotobücher mit Kriegsfotografien, Fotoessays seiner abenteuerlichen Reisen und Aufnahmen des Malers Pablo Picasso heraus. Das bekannteste davon ist das 1951 erschienene „This Is War!“ über den Koreakrieg.
Duncan wurde 1916 in Kansas City, Missouri, geboren. Er arbeitete bereits während seines Zoologie- und Spanischstudiums in Miami als Fotograf für die Universitätszeitung. Im Zweiten Weltkrieg diente er bei der Marine und hielt die militärischen Aktionen der Amerikaner im Pazifik mit der Kamera fest. Die Fotografien waren so eindrucksvoll, dass das renommierte Life-Magazin ihn 1946 als Kriegsfotografen anstellte. Duncan porträtierte ungeschönt das Leben einfacher Soldaten an der Front. Dabei entstanden weltberühmte Fotografien, wie etwa die Porträts völlig erschöpfter US-Marinesoldaten in Vietnam. Neben seiner Tätigkeit als Kriegsfotograf dokumentierte er auch die Unabhängigkeitsbewegung Indiens von Großbritannien und gestaltete Fotoessays über die Menschen und das Leben in Ost-Europa, Afrika und im Mittleren Osten. 1956 traf Duncan den Maler Pablo Picasso. Es gelang ihm, den Maler in sehr persönlichen Momenten abzulichten, zum Beispiel in Unterwäsche tanzend, nicht einmal einen Schuh an den Füßen.
Duncan wurde zum engen Freund Picassos und begleitete den Maler über mehrere Monate fotografisch. Ursprünglich wollte er Picasso lediglich bei seiner Arbeit abzulichten. Bald schon entwickelte sich eine sehr herzliche und familiäre Beziehung zwischen dem Künstler und dem Fotografen und es entstand ein intimes Porträt Picassos. Viele dieser Aufnahmen wurden weltberühmt, darunter Fotografien, die Picasso mit seinem Hund Lupo und seiner zweiten Ehefrau Jaqueline zeigen. Die dabei entstandene Serie wurde in insgesamt sieben Bildbändern herausgegeben. Weitere 160 Fotografien aus der gemeinsamen Zeit Duncans und Picassos in Südfrankreich befinden sich im Picasso-Museum im westfälischen Münster.
Als der Fotograf David Duncan im Juni 2018 102-jährig in Südfrankreich starb, konnte er auf eine der längsten Karrieren im Fotojournalismus zurückblicken. Seine mit einer Leica-Kamera und Nikon-Objektiven aufgenommenen Schwarz-Weiß-Fotos gehören zu den wichtigsten und einflussreichsten des 20. Jahrhunderts. Neben den zahlreichen Bildbänden mit den Aufnahmen aus seiner Tätigkeit als Kriegsfotograf sowie aus der Zeit mit Picasso gestaltete Duncan 1966 auch eine fotografische Autobiografie. Diese wurde 2003 unter dem Titel „Photo Nomad“ aktualisiert herausgegeben.